Lutz Eichler hat zunächst an der Universität Nürnberg und anschließend an der Universität Frankfurt Sozialwissenschaften u.a. bei Jürgen Ritsert, Karola Brede, Hans Bosse und Joachim Hirsch studiert. Er ist durch die Einflüsse der Frankfurter Schule geprägt, die die Soziologie mit der Sozialphilosophie sowie der Psychoanalyse verknüpft. Nach seiner Promotion zur psychischen Wirkung veränderter Arbeitsbedingungen kehrte er ans Erlanger Institut für Soziologie nach Franken zurück. Er arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Schnittfeld von Arbeitssoziologie und Sozialisationsforschung.
2014–2020 absolvierte eine Ausbildung zum tiefenpsychologisch fundierten Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten und arbeitete in der Jugendpsychiatrie in Herborn. Seit der Approbation ist er in einer kinder- und jugendlichenpsychotherapeutischen Praxis in Frankfurt, sowie als Professor für gesundheitsbezogene Soziale Arbeit an der Fliedner Fachhochschule in Düsseldorf tätig. Zum 1.3.25 wurde er Professor für psychoanalytische Erziehungs- und Bildungswissenschaft am Institut für psychosoziale Kommunikation und Intervention der Uni Innsbruck.
Eichler forscht – kurz gesagt – zum Unbehagen in Bildung und Arbeit. Die Fragestellungen drehen sich um psychische Verarbeitungen „subjektivierter“ Anforderungen in Schule, Übergang und Arbeitswelt. In diesem Zusammenhang interessiert er sich entwicklungstheoretisch besonders für die Phase der Post-Adoleszenz und des jungen Erwachsenenalters. Methodisch kombiniert er biografisch-narrative Interviews mit psychodynamischer Diagnostik. Sein zweites Standbein liegt in der psychoanalytischen Autoritarismusforschung. Dort interessieren ihn besonders die lebensgeschichtlichen und entwicklungspsychologischen Hintergründe der Entstehung autoritärer Wünsche und Phantasien.
Mitglied der AG Adoleszenz und Arbeit in der GfpS
Ausgewählte Veröffentlichungen:
- System und Selbst. Arbeit und Subjektivität im Zeitalter ihrer strategischen Anerkennung, transcript 2013
Das Unbehagen in der Arbeitswelt. In: Helga Klug, Markus Brunner, Julia Skip-Schrötter (Hg.). Zum Unbehagen in der Kultur. — Psychoanalytische Erkundungen in der Gegenwart. Gießen: Psychosozial 2021. S. 153–186.
- Erosionen des adoleszenten Möglichkeitsraums und der Wandel von Berufsorientierungen. In: Psychologie und Gesellschaftskritik, 2021, 178 (2), S. 107–130.
- Vater Staat und Mutterland. Autoritarismus als gescheiterte adoleszente Triangulierung. In: Decker, Oliver/Türcke, Christoph (Hg.): Autoritarismus. Kritische Theorie und psychoanalytische Praxis. Gießen: Psychosozial 2019, S. 123–152. Auf tschechisch erschienen im Verlag edice filosofie a socialni vedy 2020.
- Widersprüchliche Adoleszenz. Narzissmus und Triangulierung im Postfordismus. Mit Andreas Fischer. In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Pädagogik, 2020, 96 (3), S. 413–430.