7.12.2022 von 18 bis 20 Uhr c.t. im PEG-Gebäude (Raum 1.G 191) am Campus Westend in Frankfurt a.M.
im Rahmen des Cornelia Goethe Colloquiums
Jenseits der unbestreitbaren Notwendigkeit geschlechtersoziologischer und empirischer Differenzierungen lässt sich aus einer psychoanalytisch-sozialpsychologischen Perspektive ein strukturell grundlegendes, ein kulturell und unbewusst tief verankertes Merkmal erkennen, das zu den wichtigsten Ursachen der ungebrochenen Kontinuität frauenfeindlicher Gewalt gehört: die enge Verknüpfung von sexuellem Begehren und Hassbereitschaft in der heteronormativen Konstitution von Männlichkeit. Die insbesondere in den Vergewaltigungs-Diskursen zum allseits anerkannten Mainstream geronnene These von der „sexualisierten“, oder gar „nicht-sexuellen“ Gewalt“ verkennt mit ihrer verkürzten Sexualitätsauffassung diesen konstitutiven Zusammenhang. Die unterschiedlichen, vor allem aber die mit Sexualität einhergehenden Erscheinungsformen von Hass und Gewalt gegen Frauen brechen nicht trotz, sondern gerade wegen der normierten Heterosexualität in einer nach wie vor geschlechterhierarchischen Gesellschaft immer wieder aufs Neue aus. Diese grundsätzliche Überlegung soll am Beispiel der Incels und der PickUp-Artists exemplarisch veranschaulicht werden.
ROLF POHL war bis 2017 Professor für Sozialpsychologie am Institut für Soziologie an der Leibniz Universität Hannover. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehören im Bereich der Politischen Psychologie die Themen NS-Täter, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit sowie im Bereich der Geschlechterforschung die Themen Sexismus, Männlichkeit, sexuelle Gewalt und männliche Adoleszenz. Sein Hauptwerk ist die Studie „Feindbild Frau. Männliche Sexualität, Gewalt und die Abwehr des Weiblichen“.