Alina Brehm (2021): Repräsentanzen der Shoah. Über ein Café für Überlebende und die Gegenwart der Vergangenheit. Gießen: Psychosozial.
»Das ist nicht vorbei, das lebt hier« — Über 30 psychosozial begleitete Cafés für Überlebende der Shoah gibt es inzwischen in Deutschland und darüber hinaus viele mehr in anderen europäischen Ländern, Israel und den USA. In einem dieser Cafés, die überwiegend von der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) und teils der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) finanziert werden, konnte Alina Brehm knapp zwei Jahre lang von 2016 bis 2018 als Hilfskraft mitwirken und im Kontext ihrer Masterarbeit forschen. Jetzt ist die dabei entstandene Arbeit in leicht überarbeiteter Form beim Psychosozial-Verlag erschienen. Im Zentrum der vielen ethnographischen wie autoethnographischen Beschreibungen und biographisch-narrativen Interviews stehen das Café, seine Besucher*innen und der Forschungsprozess an sich, mit all seinen Fallstricken.
Brehm legt die affektiven Konflikte und Schwierigkeiten der Forschung offen und analysiert die »Szenen« und Gespräche im Feld sowie die damit einhergehenden konfliktuösen und irritierenden Gegenübertragungsgefühle. Unter Bezugnahme auf (raum-)theoretische Perspektiven begreift sie das Café im Anschluss an ihre Analysen als einen Ort, der versucht, die Dichotomien von Trauma und Realität, Vergangenheit und Gegenwart, Jüdischsein und nichtjüdischer Umwelt zu überwinden, was nie ganz geligen kann. Das Café ist ein wertvoller Ort, der zwar nichts »heilen« aber halten kann und dem Unsäglichen einen Raum gibt.