Der Begriff der Aufklärung hat in den vergangenen Jahrzehnten kaum mehr eine Rolle gespielt – seine Implikationen drängen aber seit kurzem wieder stärker in verschiedene gesellschaftspolitische Auseinandersetzungen. Neben der Vereinnahmung durch Rechtspopulist_innen, die vermeintlich die „abendländische Tradition“ gegen Asylsuchende verteidigen wollen, finden auch zunehmend an Universitäten – vor allem im anglo-amerikanischen, aber auch im deutschsprachigen Raum – Debatten um die Begriffe des Universalismus bzw. Partikularismus statt: Wer heute Aufklärung, im Sinne einer vernunftgeleiteten „Entzauberung der Welt“ (Max Weber) mit universellem Anspruch, zur Maxime seines wissenschaftlichen und/oder politischen Handelns erklärt, läuft Gefahr sich den Vorwurf des Eurozentrismus einzuhandeln.
Dass Aufklärung darüber hinaus „nicht den Triumph des richtigen Arguments über das falsche garantieren“ kann (Detlev Claussen), also nicht teleologisch in die befreite Gesellschaft führt, hat Auschwitz, hat die nationalsozialistische Barbarei in aller Deutlichkeit unter Beweis gestellt. Und auch heute wieder zeigen sich Anzeichen der antiaufklärerischen Barbarei – in Form von islamistischem und rechtsextremem Terror oder auch im demokratischeren Gewand der immer erfolgreicher werdenden Rechtspopulist_innen in Europa. Es gilt also zu klären welchen Beitrag Aufklärung heute noch im Kampf um Emanzipation leisten kann.
Jedoch nicht nur in Bezug auf die (real)politische Bedeutung der Aufklärung, sondern auch im Hinblick auf ihr Verhältnis zur Psychoanalyse besteht Redebedarf. Denn der Forderung nach der Einsetzung des Menschen als Herrn über sich selbst steht das freudsche Diktum gegenüber, „dass das Ich nicht [einmal] Herr sei in seinem eigenen Haus“. Es stellen sich also auch Fragen nach dem Verhältnis von Inter- und Innersubjektivität, von Trieb- und Affekthaushalt zur Rationatiolität sowie von Gesellschaft und Couch.
Es dürfte also viel zu diskutieren geben auf der 4ten Jahrestagung der Gesellschaft für psychoanalytische Sozialpsychologie, welche vom 2. bis 4. Dezember 2016 in Frankfurt am Main im Studierendenhaus auf dem Campus Bockenheim stattfinden wird.
Zeitplan
Freitag, 02.12.2016
14:00 Uhr: Mitgliederversammlung
18:00 Uhr: Pause
19:00 Uhr: Begrüßung
19:15 Uhr: Öffentliches Diskussionspodium mit Christine Kirchhoff und Ilka Quindeau
ca. 21:15 Uhr: Kleines Abendprogramm
Samstag, 03.12.2016
10:00 Uhr: Begrüßung / kurze Rekapitulation des Vortages
10:30 Uhr: Workshopphase I
13:30 Uhr: Pause mit Mittags-Catering
14:30 Uhr: Workshopphase II
17:30 Uhr Pause
17:45 Uhr: Berichte aus den Workshops / Abschlussrunde
ca. 18:30 Uhr: Ende der Tagung
Sonntag, 04.12.2016
ab 12:00 Uhr: Möglichkeit für die AGs sich noch in den Tagungs-Räumlichkeiten (Studierendenhaus) zu treffen.
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Über Anmeldungen an tagung@psasoz.org bis zum 30.11.2016 würden wir uns aus Übersichtsgründen freuen — die Teilnahme ist aber auch für Kurzentschlossene ohne vorherige Anmeldung möglich.
Für Nachfragen zur Tagung steht das Organisationsteam ebenfalls unter tagung@psasoz.org zur Verfügung.