In den vergangenen Jahren haben die Coronapandemie und nun der russische Krieg in der Ukraine zu einigen Veränderungen im Feld der psychoanalytischen Praxis geführt: das Setting musste adaptiert werden, Psychiater_innen und Therapeut_innen, die in militärischen Institutionen, in Krisengebieten oder auf „sicherem Gebiet“ vertriebenen oder geflüchteten Menschen Hilfe leisten, müssen ihre Interventionsformen den realen Gegebenheiten und den spezifischen Bedürfnissen ihrer Patient_innen anpassen und geraten dabei oft an ihre eigenen Grenzen.
Der Impact sozialer politischer Realitäten auf die psychotherapeutische Arbeit gerät so ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Und damit beispielsweise die Haltung der Neutralität und Abstinenz als den wesentlichen Grundpfeilern psychoanalytischen Arbeitens, die Frage, wie und wodurch die therapeutische Beziehung all diesen Belastungen standhält, weiters, welchen Einfluss die politische Einstellung der Analytiker_innen auf die psychotherapeutische Arbeit haben kann und unter welchen Voraussetzungen bzw. ob man überhaupt psychoanalytisch im Krieg bzw. unter repressiven Verhältnissen arbeiten kann. Und es geht auch um die Frage, inwiefern diese Erfahrungen zu einer Weiterentwicklung in Theorie und Praxis führen können.
In diesem Sammelband soll der Einfluss (krisenhafter) gesellschaftlicher Verhältnisse und Ereignisse auf die psychoanalytische Praxis und Theorienbildung aus unterschiedlichen Perspektiven analytisch und auch historisch untersucht werden.
Erwünscht sind Beiträge, die
• die Einflüsse von Krieg und Krisen auf das psychoanalytische Arbeiten anhand von Fall-Vignetten illustrieren und so das Zusammenspiel von Innen und Außen, von Therapeut_innen und Patient_innen aufzeigen.
• sich damit beschäftigen, wie gesellschaftliche Umbrüche in psychoanalytischen Konzepten bereits jetzt ihre Wirkung entfalten.
• diese Fragestellungen aus der Perspektive eines historischen Blickwinkels, das heißt mit Blick auf die „Geschichte der Psychoanalyse“ beleuchten, in der einzelne Analytiker_innen, aber auch neue Richtungen in der Psychoanalyse die Forderung einer Einbeziehung gesellschaftspolitischer Verhältnisse in die Theoriebildung und Praxis umgesetzt haben.
Deadline für die Zusendung eines Abstracts, das inklusive einer Kurzbiographie der Autor_innen
eine Seite umfassen soll, ist der 30. September 2023.
Bitte senden Sie Ihr Abstract an: Jeanne Wolff Bernstein jeanne.wolffbernstein@gmail.com und Helga Klug helga.klug@sfu.ac.at und Daniela Kammerer kontakt@psychotherapie-kammerer.net