CfP »Hass – eine inter­dis­zi­pli­näre Betrach­tung gesell­schaft­li­cher Zer­würf­nisse«

Wis­sen­schaft­li­che Tagung der Pro­mo­vie­ren­den der Hans-Böck­ler-Stif­tung
20.– 22. März 2017, Kas­sel

Hass, Neid, Res­sen­ti­ment und andere Emo­tio­nen gehö­ren zu jenen „affek­ti­ven Grund­la­gen sozia­ler Ord­nung“ (von Scheve 2009), deren Ursa­chen das „Dis­so­zie­rende“, die Aus­lö­sung von Span­nun­gen und Gegen­sät­zen, sowohl in vor­mo­der­nen als auch in moder­nen Ver­ge­sell­schaf­tungs­for­men her­vor­ru­fen (Sim­mel 1992: 285). Sozi­al­wis­sen­schaft­li­chen und anthro­po­lo­gi­schen Befun­den zufolge basie­ren Hass und andere Emo­tio­nen auf einem kom­ple­xen „Sys­tem von Urtei­len über die Welt, über Men­schen und unsere Stel­lung in der Welt“
(Solo­mon 1981: 239). Hass wird als zer­stö­ren­der Bestand­teil des Bewusst­seins gedeu­tet, könne aber auch erfah­rungs­struk­tu­rie­rende Lern­ef­fekte aus­lö­sen. Emo­ti­ons­so­zio­lo­gisch gewen­det, gilt es, posi­ti­vis­ti­sche und sozi­al­kon­struk­ti­vis­ti­sche Ansätze ein­zu­be­zie­hen, diese ggfs. auch zu ver­ei­ni­gen (Ger­hards 1988 und Kem­per 1981). Sozi­al­psy­cho­lo­gisch und sozi­al­theo­re­tisch ließe sich auf Stu­dien zurück­grei­fen, die den gesell­schaft­li­chen Wur­zeln des Has­ses und den damit ver­bun­de­nen auto­ri­täts­ge­bun­de­nen Cha­rak­ter­struk­tu­ren nach­ge­hen (Adorno 1972). Kul­tur­wis­sen­schaft­lich gilt es, u. a. den Zusam­men­hang zwi­schen Anti­se­mi­tis­mus, Ras­sis­mus und Spra­che (Klem­pe­rer 1947, Nduka-Agwu / Horn­scheidt 2010) zu the­ma­ti­sie­ren.
Neuere poli­tik- und rechts­wis­sen­schaft­li­che Per­spek­ti­ven erör­tern die Rah­men­be­din­gun­gen von Hass­re­den in libe­ra­len Demo­kra­tien und deren recht­li­chen Inter­ven­ti­ons­mög­lich­kei­ten (Mar­ker 2013).

Fest­zu­hal­ten ist, dass erheb­li­cher For­schungs- und Dis­kus­si­ons­be­darf besteht, dem die Wis­sen­schaft­li­che Tagung der Pro­mo­vie­ren­den der Hans-Böck­ler-Stif­tung ein Forum bie­tet. Im Mit­tel­punkt der inter­na­tio­na­len Tagung steht ein inter­dis­zi­pli­nä­rer Ansatz, der Hass unter ande­rem emo­ti­ons­so­zio­lo­gisch, sozi­al­psy­cho­lo­gisch und ‑öko­no­misch, kultur‑, poli­tik- und rechts­wis­sen­schaft­lich unter­su­chen soll.

Die Wis­sen­schaft­li­che Tagung der Pro­mo­vie­ren­den 2017 dient in ers­ter Linie als Platt­form für Pro­mo­vie­rende aller Begab­ten­för­der­werke und Nachwuchswissenschaftler*innen aus den Berei­chen der Geistes‑, Kultur‑, Rechts- und Sozi­al­wis­sen­schaf­ten, um mit Expert*innen der o. g. Phä­no­mene (auch in einem inter­kul­tu­rel­len
bzw. inter­na­tio­na­len Rah­men) zu dis­ku­tie­ren.
Wir laden die ange­spro­che­nen Per­so­nen­grup­pen aus dem In- und Aus­land herz­lich dazu ein, sich mit einem Bei­trag zu betei­li­gen. Wir bit­ten um Zusen­dung eines Abs­tracts (maxi­mal 500 Wör­ter) und eines kur­zen wis­sen­schaft­li­chen Lebens­lau­fes bis zum 20.01.2017 an WT2017@​boeckler.​de.

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